Gedächtnis

 

 

Unter Gedächtnis versteht man in der Neurowissenschaft die Fähigkeit des Nervensystems aufgenommene Informationen mit Hilfe von Sinnesorganen in Form von Sinnesreizen aus Umwelt und Körper in elektrische Impulse umwandeln, zu speichern und wieder abzurufen. Die gespeicherten Informationen sind das Ergebnis von bewussten oder unbewussten Lernprozessen. Die Umwandlung der für die Sinnesorgane spezifischen Reize erfolgt durch Rezeptoren. Sinnesreize sind:

 

Licht: Elektromagnetische Strahlung wird als sichtbares Licht bezeichnet. Schall: Hörschall: (16 Hz. bis 20 kHz). Gehörlose Menschen können Schall auch über andere Körperteile wahrnehmen.

 

Ultraschall: (20 kHz - 200 kHz). (Hörbar für Tiere wie Delphine und Fledermäuse).

 

Infraschall: (16–0 Hz) Fließender Übergang zum Tastsinn.

 

Druck und Bewegung

 

Chemische Reize (Geruch- und Geschmackssinn)

 

Elektromagnetische Felder

 

Die elektrischen Reize werden in Form von Neuronen im Gehirn verarbeitet. Neuronen sind Nervenzellen, die mittels einer Vielzahl von Synapsen, d.h. Kontaktstellen mit anderen Zellen in Verbindung stehen, wie z.B. Sinnes-, Muskel- und Drüsenzellen. Dabei werden Botenstoffe auf elektro-chemischen Weg in Form von Neurotransmittern und Hormonen übertragen. Bekannte Botenstoffe sind z.B. das Stresshormon Adrenalin oder das "Glückshormon" Dopamin. Die neuronalen Netzwerke befinden sich je nach Prozessverlauf in einem labilen bis statischen Zustand. Natürliche und gesunde Prozessen sind dynamisch und anpassungsfähig (Neuroplastizität). Netzwerke, die nicht mehr benötigt werden, bilden sich wieder zurück und lösen sich auf. Werden die natürlichen Prozesse gestört, entstehen Fehlbildungen der neuronalen Vernetzungen, was seinen Ausdruck in den unterschiedlichsten Krankheiten findet.

 

Unbewusste wie bewusste Reizwahrnehmungen werden im Kurzzeitgedächtnis (Hippocampus) zwischengespeichert. In der Computersprache entspricht dieser Pufferspeicher dem Cache. Intensive und stets wiederkehrende Reizwahrnehmungen werden dem Langzeitgedächtnis zugeführt, das sich auf unterschiedlichen Ebenen eines Hyperraumes außerhalb des physischen Körpers befindet. Der Hirnforscher und Nobelpreisträger Henri Bergson wies schon vor einem Jahrhundert darauf hin, dass das Langzeitgedächtnis eine Transrealität sei, die nicht im Gehirn lokalisiert werden könne. Nach dem heutigen Stand der Forschung existieren offensichtlich zwei Arten von Speicherplätzen: ein im Gehirn beheimateter, materieller, elektro-chemischer Speicherraum sowie ein immaterieller außerhalb der Raumzeit im Hyperraum. Meiner Meinung nach gibt es jedoch keine klare Trennung zwischen materiellen und immaterielleren Speichern. Alle Speicherinformationen bewegen sich fließend unterschiedlich schnell zwischen unendlich vielen Speicherebenen.

 

Gedächtnisverlust

 

Es gibt vielfältige Gründe dafür, warum Erinnerungen nicht immer spontan zugänglich sind. Manchmal sind sie überlagert von einer intensiv erlebten Gegenwart, manchmal werden sie auch unbewusst verdrängt, weil sich die Psyche auf diese Weise vor der Präsenz unangenehmer oder traumatisierender Erlebnisse schützt. Anders verhält es sich bei Menschen, die an Demenz oder Alzheimer erkrankt sind. Diese Krankheitsbilder entstehen durch physiologische Prozesse, besonders durch Stoffwechselstörungen im Gehirn, die den Zugang zum Gedächtnis versperren. Zunächst ist das Kurzzeitgedächtnis betroffen; der Patient fragt mehrmals in der Stunde nach der Uhrzeit, während seine Kindheitserinnerungen noch intakt sind. Danach fällt auch das Langzeitgedächtnis aus. Der Grund sind Proteinablagerungen im Gehirn, sogenannte Plaques, die normale neuronale Abläufe verhindern.