Vipassana

 

 

 

Vipassanā bezeichnet im Buddhismus die Einsicht in die drei Daseinsmerkmale:

 

-  Unbeständigkeit (anicca),

-  Leidhaftigkeit bzw. Nichtgenügen (dukkha)

-  Nicht-Selbst (anatta)

 

Die Vipassana-Praxis ist ein Weg, um das durch Nichtsehen (avijjâ) und Verblendung (kilesa) verursachte Leiden (dukkha) zu überwinden. Die Vipassana-Praxis und das Erreichen ihrer Ziele ist grundsätzlich an keine Religionszugehörigkeit gebunden. Vipassana-Meditation wird auch von Nicht-Buddhisten geübt und gelehrt. Wesentlicher Teil der verschiedenen Schulungsmethoden ist die Übung von Achtsamkeit (sati). In der psychologischen Literatur wird Vipassana-Meditation auch „Achtsamkeitsmeditation“ genannt.

 

Vipassanā ist weltweit die einflussreichste Form des heutigen Theravāda-Buddhismus und bildet neben dem Zen und dem tibetischen Buddhismus die dritte „Hauptströmung“ des Buddhismus im Westen. Die Ausgangsländer und hauptsächlichen Hochburgen der Achtsamkeits- bzw. Einsichtspraxis Vipassanā sind Burma und Thailand. Es gibt viele Verbindungen des Vipassanā mit der Psychologie und Gebieten helfenden Engagements, zum Beispiel dem Einsatz in Justizvollzugsanstalten, der Abhängigkeitsbehandlung oder der Komplementärmedizin.

 

MBSR - Mindfulness-Based Stress Reduction

 

Zu den populären modernen Anwendungen des Vipassanā gehört vor allem das komplementär-medizinische Behandlungsprogramm MBSR des amerikanischen Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn. Ziel des Programms ist die Schulung der Achtsamkeit. Dies fördert den Stressabbau und kann die Behandlung von psychosomatischen Leiden unterstützen. MBSR wird heute an vielen amerikanischen Kliniken eingesetzt und auch zunehmend in Europa. Ein typisches MBSR-Programm dauert acht Wochen und besteht aus Atembetrachtung, „Body-Scan“ (Körperbetrachtung), Sitzmeditation und einfachen Körperübungen, wobei sich die Teilnehmer verpflichten, mindestens 45 Minuten pro Tag zu üben. Innerhalb des MBSR wird weitgehend auf buddhistische Fachbegriffe verzichtet. Die Schulung der Achtsamkeit kann so weitgehend unabhängig von kulturellen und religiösen Hintergründen der Teilnehmer erfolgen.