Buddhismus
Das Buddha-Dharma ist die Lehre, das Gesetz, die höchste Wahrheit der buddhistischen Religion. Genau genommen ist der Buddhismus kein Ismus, keine Glaube, keine Religion, sondern eher eine Wissenschaft des Lebens. Das Buddha-Dharma ist der Weg der Meditation, der Weg der Loslösung und Befreiung. Da jeder Mensch von Geburt an religiös, kulturell und politisch konditioniert und damit fremdbestimmt wird, besteht seine Lebensaufgabe darin, sich von allen Anhaftungen und Bindungen wieder zu befreien, die ihn daran hindern, seine wahre Natur zu erkennen. Viele machen sich zu Anhängern ihrer Idole und Ideologien, was sie daran hindert, ihren eigenen authentischen Weg zu beschreiten. Wer einem bestimmten Glaubensdogma verpflichtet ist, lebt in der Trennung zu anderen Religionen, und Trennung steht für Intoleranz, Abgrenzung und Angst - Angst vor der Wahrheit.
Die Grundessenzen der buddhistischen Lehre finden sich in den Lotus-Sutras und werden dort sehr klar beschrieben. Buddha hat in diesem Zusammenhang auch vom mittleren Weg gesprochen, der keine Askese kennt. Er lehnte es übrigens ab, sich an dogmatischen Debatten zu beteiligen, die nur zu verstärkter Polarisierung und Streit führen. Er sagte einmal: „Nicht ich bin es, der mit der Welt streitet - die Welt streitet mit mir.“ Indien ist das Land, das die meisten erleuchteten Meister hervorgebracht hat. Da die Welt immer leidvoller wird, suchen viele verstärkt nach diesen Menschen, die ihnen auf dem Weg zu einem höheren Bewusstsein weiterhelfen können. Viele Mystiker vermitteln ihre Erkenntnisse nur noch durch Bücher, weil sie nicht mehr unter uns weilen. Die Menschen der westlichen Industrienationen haben den Bezug zur Spiritualität weitestgehend verloren. In extremem Ausmaß sind sie der physischen Welt verhaftet und klammern sich nur noch an materiell-vergängliche Dinge. Das Regelwerk des Buddhismus ist eine Sammlung von Lehrreden, die nach dem Tod des Buddha von Schülern und Mönchen niedergeschrieben wurde. Die Darstellung seiner Erkenntnisse zur menschlichen Existenz auf tiefenpsychologischer Grundlage ist vollkommen durchdacht, systematisch aufgebaut und absolut frei von Dogmen. So ist die ursprüngliche Lehre des Buddha für jeden Menschen, egal welchem Kulturkreis oder spirituellen Hintergrund er angehört, leicht verständlich nachvollziehbar. Die vier edlen Wahrheiten umreißen die Grundsätze der Lehre des Buddha:
Die vier edlen Wahrheiten der buddhistischen Lehre
1. Existenz des Leidens
2. Ursache des Leidens
3. Aufhebung des Leidens
4. Der Weg, der zur Auflösung des Leidens führt
Die erste edle Wahrheit beschreibt die Tatsache, dass alles im Leben von Leid geprägt ist. Bereits diese erste Aussage führt oft zu Missverständnissen. Das Wort “Leid” ruft unangenehme Empfindungen und Abwehrreaktionen hervor. Wir wollen uns mit dem Begriff Leiden als einem negativen Gefühl nicht auseinandersetzen und widmen uns lieber positiven Aspekten des Lebens. Allein schon durch diese Verleugnung gestaltet sich das Wort “Leid” zu einem der am häufigsten missverstandenen Begriffe in der Lehre. Und wie fast immer ist die oberflächliche Übersetzung des Begriffes aus den ursprünglichen Erklärungen des Buddha in unsere Sprache für diese Missverständnisse verantwortlich. Leiden heißt auf Pali "Dukkha", und der Buddha hat erklärt, dass Dukkha von universeller Natur ist. Alles, was existiert, ist von Dukkha gekennzeichnet.
Die zweite edle Wahrheit ist die Wahrheit vom Ursprung des Leidens: Sie beschreibt, dass jedes Leiden eine Ursache hat. Die Hauptursache ist neben Unwissenheit und Verblendung das “Streben nach etwas” (Tanha). Das Streben nach einer Sinnesbefriedigung drückt sich in zwei Formen aus, die das Leiden unseres Lebens ausmachen: Etwas nicht zu bekommen und was man haben will. Daraus resultiert Gier. Etwas zu bekommen, was man nicht haben will. Daraus resultiert Hass. Diese Erscheinungsformen des Strebens sind vergänglich, somit erzeugen sie Leiden. Im Streben nach Sein, Werden und Bleiben drückt sich unser Verlangen nach Beständigkeit aus. Da alles der Vergänglichkeit unterworfen ist, also nichts sein, werden und bleiben kann, erzeugt auch dieses Verlangen Leiden.
Die dritte edle Wahrheit ist die Wahrheit von der Aufhebung des Leidens. Diese Wahrheit sagt: Es gibt eine Möglichkeit, das Leiden (Dukkha) und allen Leidenssursprung zu überwinden: Nämlich durch systemati-sches Ausmerzen der Ursachen. Sobald man nicht mehr begehrt und anhaftet, gibt es kein Leid mehr. Erst nach dem Aufhören von Karma wird auch das Leiden aufhören. Das Resultat des vollkommenen Er-löschens von Begierde ist Nirvana. Das ist die defini-tive Befreiung, wo kein Rückfall in Samsara, dem ewigen Rad der Wiedergeburt mehr möglich ist.
Die vierte edle Wahrheit ist “die Wahrheit vom Weg”, der zur Aufhebung des Leidens führt. Sie beschreibt die Mittel, den Weg und die Methode, wie die Leidensursprünge überwunden werden können:
Der achtfache Pfad
1. Rechte Einsicht und Anschauung.
Die Erkenntnis wie das Leiden entsteht, was es ist, wie es beendet wird und der Weg dorthin. Das Wissen von der wahren Natur der Existenz.
2. Rechtes Denken
Den wahren Weg immer wieder vergegenwärtigen und schlechtes Denken vermeiden.
3. Rechte Rede
Nicht lügen, nicht übel nachreden.
4. Rechtes Handeln
5. Rechte Lebensführung
Das Karma von Körper, Sprache und Gedanken reinhalten
und ein Leben auf dieser Grundlage führen.
6. Rechtes Streben
Sich immer wieder bemühen, den Weg zu gehen.
7. Rechte Achtsamkeit und Bewusstheit
8. Rechte Meditation
Anmerkung: Die Bedeutung von "recht" ist in diesem Zusammenhang nicht "richtig",
sondern "vollkommen".
Symbolerklärung: Das Dharma-Chakra ist das Symbol der Lehre des Buddha. Die acht Speichen des Rades weisen auf den Achtfachen Pfad hin.
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